Das Lipödem

Definition Lipödem

Das Lipödem ist eine krankhafte Fettverteilungsstörung mit bisland unbekannter Ursache. Sie tritt zumeist bei Frauen ab der Pubertät, bei Schwangerschaften oder in den Wechseljahren auf. Aufgrund dieser drei Verstärker vermutet man eine hormonbedingte Ursache. Zudem wird eine familiäre Häufung beobachtet.


Man unterscheidet drei Stadien des Krankheitsbildes: 

1. Stadium:

Sichtbare Tendenz zur Reiterhosenform, die Haut ist dabei noch glatt und gleichmäßig. Es bildet sich Orangenhaut, wenn das Gewebe zusammengeschoben wird. Das Unterhautgewebe fühlt sich verdickt an.

2. Stadium:

Ausgeprägte Reiterhosen. Grobknotige Hautoberfläche mit großen Dellen. Das Unterhautgewebe verdickt, ist aber noch weich.

3. Stadium:

Ausgeprägte Unterleibsvermehrung. Das Unterhautgewebe ist stark verdickt und verhärtet. Grobe Fettlappen bilden sich an der Innenseite der Oberschenkel, an den Knien und über den Knöcheln.


 

Welche Typen der Fettverteilungsmuster gibt es bei einem Lipödem?

Typ I: Das Reiterhosenphänomen: Fettgewebsvermehrung im Bereich von Gesäß und Hüften.

Typ II: Das Lipödem reicht bis zu den Knien, Fettlappenbildungen im Bereich der Knieinnenseite.

Typ III: Das Lipödem reicht von den Hüften bis zu den Knöcheln.

Typ IV: Arme und Beine sind vom Lipödem betrof­fen.

Typ V: Lipo-Lymphö­dem mit ver­mehr­ter Was­ser­ein­la­ge­rung in Hand- und Fuß­rü­cken, sowie Fin­gern und Zehen.


 

Was ist ein Lipo-Lmyphödem?

In frühen Stadien des Lipödems kann das Lymphsystem weitestgehend uneingeschränkt arbeiten. Drückt aber irgendwann zu viel Fettgewebe auf das Lymphsystem, kann sich zusätzlich ein sekundäres Lymphödem bilden. Der Lymphtransport ist beeinträchtigt und die Lymphflüssigkeit staut sich. Dann lautet die Diagnose Lipo-Lymphödem (Typ V). Bei einem Lipo-Lymphödem sind im Gegensatz zu dem Lipödem auch die Fuß- oder Handrücken geschwollen und an den Zehenansätzen entstehen Falten. 


 

Die Diagnose des Lipödems

Die Diagnose wird mithilfe der Anamnese (Erhebung der Krankheitsgeschichte, dazu auch die Vorkommnisse von Lipödemen im Familienkreis) und Untersuchungen vorgenommen. Dabei dienen die Leitsymptome als Indikator.

Diese Leitsymptome sind:

  • das symmetrische Auftreten
  • Arme sind ebenfalls betroffen
  • Hände und Füße sind nicht betroffen
  • Spontane Schmerzen bis hin zu extremen Druck- und Berührungsschmerzen
  • Hämatombildung (blaue Flecken) auch bei leichten Stößen
  • Flüssigkeitseinlagerung nimmt in der zweiten Tageshälfte zu

Wir haben alle Indikatoren in einer Übersicht zusammengestellt, anhand derer eine Lipödem-Erkrankung diagnostiziert werden kann. Diese dient aber nur der ersten Orientierung und sollte unbedingt vom Facharzt überprüft werden. 


 

Wer kann ein Lipödem diagnostizieren?

Bei Verdacht eines Lipödems empfehlen wir zunächst eine Untersuchung durch einen Phlebologen, Angiologen oder Lymphologen. Insbesondere sollte neben der hochauflösenden Sonographie des Unterhautfettgewebes (Subkutis) eine Untersuchung der Gefäße erfolgen. Ebenso sollte eine Erkrankung der Lymphbahnen ausgeschlossen werden.


 

Wie kann man das Lipödem behandeln?

Es gibt zwei Behandlungsansätze: 

  • konservative Therapie (Komplexe Physikalische Entstauungstherapie) 
  • die Liposuktion (Operation).

Die konservative Therapie kann zur Verbesserung bzw. Beseitigung der Beschwerden beitragen, eine Zunahme des Lipödems und das Entstehen eines Lipo-Lymphödems verhindern oder verlangsamen.

Eine Verringerung des Fettgewebes ist damit jedoch nicht möglich, dies kann nach bisherigem Wissensstand nur durch die operative Maßnahme der Fettabsaugung (Liposuktion) erreicht werden.


 

Was passiert bei der konservative Therapie des Lipödems?

Ziel der konservativen Therapie (KPE) ist die Entstauung von überschüssiger Flüssigkeit. Dies kann mit der Kompressionstherapie oder der manuellen Lymphdrainage (MLD) versucht werden, um so eine Schmerzreduzierung zu erzielen. 

Bevor man sich eine Kompressionsstrumpfhose (bis Kompressionsklasse IV, hergestellt nach dem Flachstrick-Verfahren) im Sanitätshaus anpassen lässt, sollte man sechs bis zwölf Lymphdrainagen durchführen, da der Umfang der Arme und Beine nach diesen abnimmt und die Kompressionswäsche eventuell nicht mehr passgenau sitzt. 

Die Kompressionswäsche muss unbedingt exakt vermessen werden, da nicht passgenaue Wäsche nicht getragen wird. Es sollte zudem die Reiterhosen und Hüften miteinschließt, damit eine ausreichende Kompression stattfinden kann. 

Die manuelle Lymphdrainage sollte durch einen spezialisierten Physiotherapeuten erfolgen (etwa zweimal die Woche). Falls diese Art der Therapie nicht von den Krankenkassen übernommen wird, ist Schwimmen (bzw. Aqua-Aerobic, Aqua-Jogging, Aqua-Jogging) eine gute Alternative, denn der Wasserdruck wirkt wie eine Drainage. 

TIPP: Denken Sie unbedingt auch an die Hautpflege, da durch die Kompressionswäsche die Haut entfettet wird und der natürliche Schutz verloren geht. Auch die Vermeidung von Wunden ist wichtig, da dies Eintrittsstellen für Bakterien darstellen. Wenn sich die Lymphbahnen entzünden, ist der Abtransport der Lymphe nicht möglich und kann zu einem Lymphödem kommen.


 

Welche operativen Maßnahmen helfen beim Lipödem?

Vor einem operativen Eingriff wird ein Therapiekonzept mit den zu operierenden Zonen und der Anzahl der Operationen zur vollständigen Entfernung erstellt. 

Pro Operation können höchstens zwei Zonen bearbeitet werden (Zonen: Oberschenkel hinten, Oberschenkel vorne, Oberschenkel außen, Oberschenkel innen, Knie innen, Waden, Gesäß, Hüften, Bauch, Rücken, Oberarme).

Vor der Operation werden dann die abzusaugenden Zonen markiert. Es wird mit der schmerzhaftesten begonnen, um schnellstmöglich die größte Linderung zu schaffen. 

Je nach Ausprägung wird die Operation mit einer örtlichen Betäubung (Lokalanästhesie) oder einer Vollnarkose ambulant durchgeführt. Bei einer größeren Absaugmenge empfehlen wir allerdings einen stationären Aufenthalt in unserer Klinik, da es eine größere Stresssituation für den Körper darstellt. 

WICHTIG: Sie dürfen keine Wunden oder Fußpilz haben. Diese sollten 14 Tage vorher abgeheilt sein. Treten dennoch kurz vor der Operation Wunden auf, informieren Sie bitte Ihren Operateur darüber. 


 

Welche Methode wird zur Fettabsaugung verwendet?

Wir verwenden eine wasserstrahl-assistierte Liposuktion, da diese sehr viel schonender die Fettzellen von dem umliegenden Gewebe löst und gleichzeitig absaugt. Es ist auch weniger Tumeszenzlösung notwendig, dies führt zu einer Reduzierung des Wundsekretes. Es können größere Fettmengen pro Operation entfernt werden, ohne dabei die Lymphbahnen zu verletzten.


 

Vorbereitung und Nachsorge der Lipödem-Operation

Sie sollte vorher angepasste Kompressionswäsche (inklusive Wechseloption) mitbringen, die Sie nach der OP dann direkt anziehen können. 

Nach der OP müssen die operierten Stellen abschwellen, indem Sie diese kühlen oder mit Medikamenten behandeln. Unternehmen Sie bitte keine langen Spaziergänge und belasten Sie die Regionen nicht zu sehr, da sich sonst der Abschwellprozess und der Rückgang der Schmerzen verzögert.

Sollten Entzündungen oder Fieber auftreten, setzen Sie sich bitte mit Ihrem Operateur in Verbindung.

 

Alle wichtigen Informationen zur Operation auf einen Blick

Operationsdauer 2 - 3 Stunden
Klinikaufenthalt Je nach Umfang der Operation ambulant oder einen Tag
Narkose lokale Betäubung (Dämmerschlaf) oder Vollnarkose
Genesung Tragen eines Kompressionsmieders für 6 Wochen Tag und Nacht, danach 6 Wochen tagsüber
  Lymphdrainage 2 - 3 Mal wöchentlich für 4 - 6 Wochen
  Fadenentfernung ab dem 7. - 10. Tag nach der Operation

Wird die Liposuktion von der Krankenkasse übernommen?

Da bisher keine Empfehlung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) für die Liposuktion vorliegt, ist sie keine Regelleistung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), sondern gehört zu den „Neuen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden“ (NUB). Daher müssen die Patientinnen die Behandlung selbst bezahlen.Gegenüber Selbstzahlern, Privatversicherten und Beihilfepatienten rechnen die Operateure nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) ab. Inwieweit die einzelnen privaten Krankenversicherungen die Kosten übernehmen, hängt vom jeweiligen Versicherungsvertrag bzw. der vorher (!) einzuholenden Genehmigung der Kasse ab. 


 

Welche Ernährung sollten Lipödem-Patienten zu sich nehmen?

Eine Diät ist nicht wirksam, da das Lipödem resistent ist. Viele Frauen mit einem Lipödem haben bereits eine Essstörung entwickelt, da sie versucht haben, das Problem über radikale Diäten in den Griff zu bekommen. 

Sie sollten einen Ernährungsberater aufsuchen, wenn Sie an einer Essstörung leiden, um wieder zu dem richtigen Essen herangeführt zu werden.

Wichtig ist eine ausgewogene, normale Ernährung und nicht radikal weniger zu essen. Achten Sie darauf, genügend zu Trinken und drei Mahlzeiten am Tag einzunehmen, versuchen Sie dazwischen nichts zu essen. 

In unserem Artikel erfahren Sie mehr über die gesunde Ernährung und unsere Buchempfehlung.


 

Sport und Lipödem

Welchen Sport Sie ausüben können, hängt in erster Linie von dem Stadium, Typ und Ausprägung der Schmerzen ab. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber und lassen sich von ihm beraten. 

Generell gilt, dass sich Sportarten wie Walken, Radfahren oder Schwimmen (auch Aqua-Aerobic, Aqua-Jogging) eher für Lipödem-Patientinnen eignen als etwa Laufen/ Joggen. Im fortgeschrittenen Stadium kann es bei letzterem zu einer Schädigung der Gelenke kommen.

Im Fitnessstudio können Sie an Yoga und Pilates Kursen teilnehmen, Sie sollten aber mit Ihrem Lehrer Ihre Probleme besprechen und sich spezielle Übungen zeigen lassen. Ansonsten sollte eher auf Ausdauer als auf Gewichttraining gesetzt werden, da keine weitere Muskelmasse aufgebaut werden sollte, dieses belastet die Gelenke zusätzlich. Sprechen Sie hier auch unbedingt mit einem Trainer über mögliche Übungen. 


 

Treten andere Krankheitsbilder zusammen mit dem Lipödem auf?

Sehr häufig geht die Lipödem-Erkrankung mit einer Schilddrüsen-Erkrankung einher.

Konnte eine Lipödem-Erkrankung festgestellt werden, ist es zu empfehlen auch die Schilddrüse untersuchen zu lassen. Zunächst sollten die Schilddrüsen-Hormone im Blut gemessen werden. Bei einem auffälligen Befund sollte dann die Ultraschalluntersuchung, ggf. auch die Szintigrafie, der Schilddrüse erfolgen.